Wer Erholung sucht und ein Land, in dem man vom Alltag völlig abschalten kann, der ist in Island genau richtig. Die Landschaft wechselt zwischen öden Lavaflächen, bizarr geformten Felsen, Gletschern, Gebieten mit vulkanischen Aktivitäten und sanften, grünen Tälern. Zum landschaftlichen Reiz kommt die Beanspruchung durch die Reise selber, das Fahren mit dem Geländewagen durch Furte, an Steigungen und über Geröll. Wenn man am Anfang noch Nachrichten oder eine Zeitung vermißt - nach einigen Tagen ist alles vergessen, der Reisende ist eingetaucht in die Faszination Islands.
In den folgenden Zeilen gibt es einige Infos zum Land selbst. Manche Zahlen sind vielleicht nicht mehr ganz aktuell, da mein letzter Besuch in Island 1994 war. Aber als grobe Informationen und als Anhaltspunkte können sie hoffentlich dienen.
Island hat etwa 270.000 Einwohner, mehr als die Hälfte von ihnen lebt im Großraum Reykjavík, der Rest des Landes wird von durchschnittlich einem Einwohner pro Quadratkilometer bewohnt. Die Lebenserwartung liegt bei 76 Jahren für Männer und 81 Jahren für Frauen. Bei Männern hat Island damit die höchste Lebenserwartung der Welt, nur die japanischen Frauen leben etwas länger. Allerdings ist auch die Selbstmordrate in Island mit am höchsten in der Welt. Ca 95% der Isländer bekennen sich zum evangelischen Glauben, ca. 1.700 Personen sind katholisch. Amtssprache ist Isländisch, eine in den letzten tausend Jahren wegen der isolierten Lage kaum veränderte Sprache. Mit Englisch ist eine Verständigung fast überall möglich. Interessant ist die isländische Namensgebung: Sie geht auf eine alte germanische Tradition zurück. Dabei steht der Vorname im Vordergrund. Die Kinder benutzen den als “Nachnamen” den Vornamen des Vaters, an den Söhne -son, Töchter - dottir anhängen. Dieser Namen bleibt erhalten und ändert sich auch bei einer Heirat nicht. Deshalb sind in isländischen Namensverzeichnissen die Namen nach Vornamen geordnet, etwa im Telefonbuch.
Wer Island besucht, ist meist erstaunt über den hohen Lebensstandart. Überall glänzen schöne Häuschen, die Autodichte pro Person ist mit am höchsten in der Welt. Lebensmittel sind ziemlich teuer, im Durschnitt etwa doppelt so teuer wie in Deutschland. Allerdings hat sich hier die Lage verändert. Bei meiner ersten Reise nach Island lohnte es sich noch, ein Lebensmittelpaket postlagernd nach Reykjavík vorauszuschicken. Obwohl die Portogebühren so hoch waren wie der Wert des Inhaltes, war alles insgesamt nur halb so teuer wie in Island. Fleisch und Wurst waren bei dieser ersten Reise kaum erschwinglich. Kaum zu bezahlen sind alkoholische Getränke, 1994 kostete ein Glas deutsches Bier ca. 30!!! DM. Die Isländer können diesen Standart nur durch sehr hohe Arbeitsleistungen und Überschuldung erhalten. Viele Isländer haben zwei Jobs, auch die meisten Frauen sind berufstätig.
Zur Geographie: Island ist etwa 312 km breit, 409 km lang und besitzt eine Fläche von fast 103.000 qkm. Geologisch betrachtet ist Island ein sehr junges Land, das erst vor ca. 16 Mio. Jahren enststanden ist. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, einem im atlantischen Ozean verlaufenden Gebirge, das die umgebenden Tiefseegründe überragt. Dieser Rücken gilt als die Nahtstelle zwischen der Nordamerikanischen Platte und der Eurasischen Platte. Auf Island tritt dieser Rücken an die Oberfläche. Die Spuren der Entstehung Islands sind heute noch an den vielen Spalten zu sehen, die das Land von Südwesten nach Nordosten durchziehen. Das beste Beispiel ist die Eldgjá-Spalte. In diesen Zonen liegen auch heute noch Vulkane, manchmal verborgen unter einem dicken Eispanzer.
Durch die vulkanische Tätigkeit wird auch das Landschaftsbild Islands bestimmt. Weite Flächen sind mit Lava bedeckt, mit Steinen und Brocken von Vulkanauswürfen, mit feiner Asche oder Sand. Dabei kann die Lava eine große Farben- und Formenvielfalt aufweisen. Geothermale Gebiete begegnen einem fast überall. Aus der Erdwärme wird auch ein großer Teil der Energie in Island gewonnen. Wasser wird über Rohre in die Erde gepumpt und kommt erhitzt nach oben. An vielen Stellen kann man diese Anlagen am Dampf erkennen. Damit werden Treibhäuser, Bäder oder ganze Städte wie Reykjavík beheizt. In der Haupstadt ist dewegen auch eine sehr gute Luft. Da man an Energie nicht sparen muß, sind die Rohre für das warme Wasser in Reykjavík so verlegt, daß sie im Winter die Gehwege schneefrei halten. In einigen Treibhäsuern konnte ich sogar Bananenstauden erkennen. In Island kann man einen Eindruck erhalten, wie brüchig unsere Erdoberfläche ist.
Auch das warme Brauchwasser wird meistens auf ähnliche Weise gewonnen. Dort, wo warmes Wasser benutzt wird, hängt immer der Geruch nach Schwefelwasserstoff in der Luft - es “riecht” nach faulen Eiern. Besonderes am Morgen kann dies etwas gewöhnungsbedürftig sein: in einen Waschraum zu kommen, in dem es nach faulen Eiern riecht, beim Zähneputzen mit warmem Wasser die Mischung zwischen Zahnpasta und faulen Eiern ...
Große Teile Islands sind von Gletschern bedeckt, der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas. Von ihrem Schmelzwasser und den daraus entstehenden reißenden Flüssen wird das Land durchschnitten. Sie stellen oft für den Reisenden die größten Hindernisse dar.
Nordlicht: Das Nordlicht ist eine der beeindruckendesten Erscheinungen in Island. Es tritt bevozugt in den kälteren Monaten auf. Ich selber konnte es schon Ende August, Anfang September in einer kalten, klaren Nacht beobachten. Der Nachthimmel beginnt allmählich schlierenartig grünlich zu leuchten. Die Schlieren verändern sich und wechseln auch die Intensität. Verursacht wird das Phänomen durch elektromagnetischen Felder am der Polkappe. Sie fangen in besonderer Weise elektromagnetische Teilchen ein, die von der Sonne kommen. Beim Auftreffen auf die Atome der Erdatmosphäre werden diese zum Leuchten gebracht.
Zur Geschichte (nur einige kurze Angaben):
ca. 300
|
Römer auf Island
|
ab 8. Jh.
|
irische Mönche besiedeln Teile Islands
|
874
|
Ingólfur Arnarson aus Norwegen besiedelt Island
|
930
|
Gründung des Althing, des Parlamentes
|
1000
|
Leifur Eiríksson entdeckt Amerika
|
1056
|
Gründung des ersten Bischofssitzes und der ersten Schule in Skalholt
|
1380
|
Beginn der dänischen Herrschaft
|
1550
|
Reformation
|
1783
|
Ausbruch der Laki-Spalte, Hungersnot, ca. 11.000 Tote
|
1944
|
Island wird unabhängige Republik
|
1987
|
Sowjetisch-Amerikanisches Treffen in Reykjavík (Gorbatschow -Reagan)
|
|
|